Spielsysteme und Taktiken


Wir haben hier ein paar Informationen zusammengetragen, die auch etwas Lektüre mit sich bringt. Es ist viel Text, welcher aber vllt. den ein oder anderen an ein neues System bringt, welches er dann für sich individualisieren kann.
Da in letzter Zeit einige nach Spielsystemen gefragt haben und auch einige verschiedene Spielsysteme erwähnt wurden, möchten wir euch hier einmal ein paar Systeme zeigen, welche vllt. etwas merkwürdig sind, jedoch auch in manchen Momenten helfen können. Die Spielsysteme wurden alle bereits im realen Fußball gezeigt und zum Teil auch erfolgreich angewendet.
Beginnen wir mit dem 1-0-9. Dieses System war die Mutter aller Systeme. Es wurde im 19. Jahrhundert, genauer gesagt 1863, erstmals angewendet und gilt als Ursprung der heutigen Abseitsregel. Der Hintergrund dazu ist, dass hier wie beim Rugby neun Spieler auf einer Linie den Gegner angreifen und auf Abpraller warteten. Hinten sicherten dann ein Verteidiger und der Torwart ab.
1866 wurde hier bereits die erste Änderung vorgenommen und es durften nur noch 3 Spieler bei der Ballabgabe näher zum eigenen Tor stehen als der gegnerische Angreifer. Durch diese Änderungen kommen wir zu den nächsten Systemen. Hier haben wir nun das 2-2-6 und das 1-2-7. Das 2-2-6 wurde von den Schotten angewendet, da diese das Passspiel für sich entdeckten und setzten es beim ersten Länderspiel gegen England 1872 um. Die Engländer setzten hier im Gegenzug auf das 1-2-7. Das Spiel endete mit 0:0, da die beiden System sich gegeneinander aufgehoben haben und wenig zugelassen wurde. Bis 1950 waren die Engländer in der Vorreiterrolle. Diese wurden 1950 durch Ungarn abgelöst, die zwar das selbe System nutzten, jedoch durch einen zurückgezogenen Mittelstürmer (Ferenc Puskás), dass Spiel etwas modifizierten dadurch. Dieser diente als eine Art Regisseur und sorgte daher für viel Spielraum. Ebenfalls sorgten die Ungarn durch häufige Positionswechsel für Verwirrung beim Gegner. Die einzige Mannschaft die zu damaliger Zeit in der Lage war dieses Spiel zu unterbinden und erstmals ein Sieg gegen die unbesiegbaren Ungarn zu erzielen, war Deutschland mir der Mannschaft um Fritz Walter 1954. Wie dies endete ist jedem bekannt.
In Südamerika wurde zum Ende der 50er Jahre ein neues System etabliert. Das 4-2-4, welches auch heute noch einige Mannschaften benutzen. Nach der Niederlage gegen Deutschland hatten die Ungarn dieses System angeführt. Es erzielte jedoch nicht den gewünschten Erfolg. 1958 hatten die Brasilianer sich diesem System angenommen und es perfektioniert. Der Unterschied zwischen den beiden Systemen, dem der Ungarn und dem der Brasilianer lag darin, dass die Brasilianer von Mann- auf Raumdeckung umgestellt haben und die dazugewonnenen Außenverteidiger mit in das Offensivspiel einbezogen. Im selben Zeitraum in etwa, entwickelte sich in Italien eine andere Art von Fußball.
Die Italiener setzten hier nicht auf besseren Fußball, sondern es ging um das Zerstören des gegnerischen Spiels. Das sogenannte “Catenaccio” (hier einmal der Link zu einem bereits bestehendem Beitrag: https://www.facebook.com/notes/fifa-karrierehilfe/catenaccio-defensives-spielsystem/770507299808958/ )
Das Catenaccio ist eine Art “Defensivbollwerk”, welches auf der Grundlage eines 4-5-1 Systems basiert. Ein Club profitierte in den 60ern maßlos damit: Inter Mailand. Dieses System ist bis heute noch als Anti-Fußball und Mauertaktik verpönt. Im Vergleich zu Italien, wurde in den Niederlanden hingegen, im selben Zeitraum, vom defensiven Fußball nicht gesprochen.
Die Niederländer entwickelten das 4-2-4 für sich in ein offensives System. Bei dem System setzte man darauf, dass jeder Spieler jede Position einnehmen und umsetzen konnte. Dies wurde im späteren Verlauf als “Fußball Total” bekannt. Dieses System ist der Vorreiter des heute anzutreffenden 4-3-3. Ajax Amsterdam stieg mit diesem System zum Weltverein in den Niederlanden auf und auch die niederländische Nationalmannschaft feierte damit erfolgreiche Siege. Es reichte sogar fast dazu, 1974 unter Johan Cruyff Weltmeister zu werden. Bis in die 80er Jahre wurde das 4-2-4 mit einem Libero gespielt, bis der Italiener Arrigo Sacchi kam und den Libero in seinem System abschaffte. Er setzte auf eine reine Viererkette, die auf Raumverknappung und verschieben von Verteidigern in Richtung des Balls ausgelegt wurde.
Dies verschaffte dem AC Mailand den Platz als dominierende Vereinsmannschaft in Europa. Das Prinzip der Raumdeckung führte dazu, dass Weltweit die Mannschaften einen Defensivwahn verfielen. Dies hält bis heute noch an und viele Trainer setzen auf das altbekannte Motte “die Null muss stehen”. Diese Art von Fußball ist für keinen Zuschauer angenehm und spannend. Der FC Barcelona und auch die spanische Nationalmannschaft schafften es, zu diesem System ein Gegenmodell zu schaffen, welches auf Ballbesitz und lange Ballstafetten ausgelegt war.
Hier einmal ein paar Formationen, welche man einstellen könnte. Es ist natürlich auch manuell einiges einzustellen bei den Positionen, damit die Formationen einigermaßen passen, aber es wird sich in einigen Formationen sicherlich lohnen den Aufwand gemacht zu haben.


Taktiken

1-2-7 Formation In den frühen Tagen des Fußballs waren Vorwärtspässe nicht erlaubt. Die Spieler durften den Ball nur seitwärts oder nach hinten Spielen, auch wenn dies dem Geist des Spiels widersprach. Mehrere Spieler bewegten sich in einer Reihe mit einer Art Angriffs-Dribbling über den Platz.


2-3-5 Formation Diese Formation hat einen besonderen Namen. Sie wurde in Schottland erstmals gebildet und wird dadurch als schottische Furche bezeichnet. Seit 1866 waren Vorwärtspässe erlaubt, solange sich drei Abwehrspieler zwischen Angreifer und Tor befanden. Damit erhöhte sich der Druck auf die Verteidiger und so entwickelte sich in den 1880-er Jahren das neue defensivere 2-3-5 Spielsystem zum Standard.


3-2-2-3 Formation Die Abseitsregel wurde 1925 geändert, um ein offensiveres Spiel zu fördern. Abseits lag nun vor, wenn sich weniger als zwei Abwehrspieler zwischen Angreifer und Tor befanden. Um der Stärkeren Offensive entgegenzuwirken, entwickelte Herbert Chapman das 3-2-2-3 Spielsystem, welches auch den Namen WM-Spielsystem bekommen hat. Dies leitet sich davon ab, wenn man die Formation von oben Sieht, dass die Defensiv- und Offensivreihen ein W (offensiv) und M (defensiv) bilden.


3-2-3-2 Formation Im November 1953 trat Ungarn (der amtierende Fußballolympiasieger) in Wembley mit einer revolutionären MU-Formation gegen England an. Sie erteilten den Gastgebern, die ein starres WM-System spielten, eine Fußballlektion und gewannen 6:3 und sorgten für Englands erste Niederlage in Wembley.


4-2-4 Formation Das Spielsystem 4-2-4 wurde zur Stärkung der Abwehr ohne Einbußen im Angriff entwickelt und eroberte 1958, nach dem WM-Sieg Brasiliens, die internationale Fußballwelt. Theoretisch ist das Mittelfeld geschwächt, doch in der Praxis ergibt sich im Angriff ein 3-3-4-System und in der Verteidigung ein 4-3-3-System.


4-4-2 Formation Das moderne Grundsystem ist sehr mittelfeldlastig. Einer der zentralen Mittelfeldspieler rückt in den Angriff vor, der andere zieht sich zurück. Die Flügelspieler unterstützen Angriff und Verteidigung, wodurch vorübergehend ein 4-2-4-System entsteht. Die beiden Stürmer müssen eng zusammenarbeiten und sich gut ergänzen.


3-5-2/5-3-2 Formation Der Unterschied zwischen den beiden Systemen 3-5-2 und 5-3-2 liegt darin, dass die Ausrichtung anders ist, wobei das 3-5-2 mit mehr Mittelfeldspielern offensiver steht. Bei beiden Systemen sind die Außen jeweils als Schlüsselspieler. Sie werden meist als Offensivverteidiger gesehen, die den Angriff sowie die Verteidigung unterstützen.


4-3-3 Formation Diese defensivere Version des 4-2-4-Systems wurde bei der WM 1962 von den Brasilianern eingeführt. Die drei Mittelfeldspieler können variabel positioniert werden und bewegen sich als Einheit über den Platz. Nur wenige Mannschaften beginnen Spiele heute so, nutzen das System aber, wenn sie in Rückstand geraten.


4-5-1 Formation Diese defensiv ausgerichtete Aufstellung besitzt ein dichtes Mittelfeld und einen einzelnen Stürmer, der den Ball hält, bis Verstärkung, meist aus dem äußeren Mittelfeld, nachrückt. Der FC Chelsea setzte dieses System mit großem Erfolg ein und gewann damit 2005 und 2006 zwei englische Meisterschaften un Folge.


4-2-3-1 Formation Diese Formation ist derzeit wohl das am häufigsten verwendete System. Die Betonung liegt auf dem Mittelfeld, wobei zwei der Spieler defensiv ausgerichtet sind und die übrigen den Angriff unterstützen. Im Finale der WM 1998 konnte Frankreich Brasilien mit diesem in Mitteleuropa beliebten System 3:0 schlagen.


1-4-3-2 Formation Dieses Spielsystem wird auch Catenaccio genannt. Es bedeutet “Sperrkette” oder “Riegel” und stützt sich auf den Libero oder “Ausputzer” vor dem Torwart, um durchbrechende gegnerische Stürmer abzufangen. Das sehr defensive Spielsystem zwang den Gegner zum Aufrücken, wodurch sich Raum für schnelle Konter ergab.


1-3-1-1-2/1-4-3 Diese Formation wird auch als “Totaler Fußball” bezeichnet und entstand aus der Feder von Rinus Michels, der in den frühen 1970-er Jahren der Trainer von Ajax Amsterdam und der niederländischen Nationalmannschaft gewesen ist. Er gab den Spieler ungeahnte Freiheiten und nutzte deren individuellen Fähigkeiten um das Spiel den Gegebenheiten manuell anpassen zu können. Die Formation stützt sich auf die Anfangsformation 4-3-3, wobei aber jeder Spieler bereit sein musste, jede taktische Position auszufüllen. Die Niederlande faszinierten mit diesem Spiel eine ganze Fangeneration, unterlagen aber im WM-Finale 1974der Taktik der deutschen Nationalelf.